27 März 2007
Das schwule Künstlerpaar zeigt größte Retrospektive
Das homosexuelle Künstlerpaar Gilbert & George zeigt in der Londoner Tate-Gallery seine bisher größte Retrospektive. Ein Rückblick auf 40 Jahre künstlerischen Schaffens. Die beiden Männer haben seit jeher alles als Kunst begriffen - das gesamte Leben war Kunst. Gilbert & George wurden schnell zu wichtigen Kultfiguren.Ende der 60er Jahre wurde das junge Künstlerpaar Gilbert & George mit skurrilen Auftritten berühmt. Einer davon fand unter einer Brücke statt, in der Nähe des Londoner Bahnhofs Charing Cross, bei dem die beiden schwulen Männer in perfekt sitzenden Anzügen "Underneath the Arches" vor Obdachlosen und Sozialschwachen singen.Gilbert & George sind heute zu ihrem eigenen Markenzeichen geworden. (Oftmals tauchen sie selbst in ihren Gemälden auf.) Der Südtiroler Gilbert Proersch und der Brite George Passmore lernten sich 1967 beim Kunststudium an der St. Martin's School of Art in London kennen. Gilbert & George hatten sich gefunden und wurden nicht nur als Künstler ein Paar. Sie waren radikal und kehrten im wahrsten Sinne des Wortes auch ihr Innerstes nach außen: Fäkalien, Blut und Sperma waren für die beiden ebenso Materialien, um ein Kunstwerk zu erschaffen wie Farben, Film und Foto. Eine Kunst, in der immer wieder Gewalt, Blasphemie, Prostitution, Diskriminierung und religiöser Fundamentalismus thematisiert wurde. Über die Jahre wurde die Kunst der beiden greller, farbenintensiver und glatter. Kritiker sprechen von einem visuellen Overkill, der ihren Stil von nun an beherrschte.Dass den beiden Künstlern nun eine riesige Retrospektive in der renommierten Tate Modern gewidmet ist, gleicht einem Wunder, hatte man sich doch anfangs dagegen kräftig gewehrt. Nun sind die Werke der beiden auf ein ganzes Stockwerk verteilt. Ein Stockwerk, wo man versucht, den 40 Jahren Künstlerleben und Lebenskunst von Gilbert & George gerecht zu werden. Doch die englischen Medien haben an Gilbert & George nach der Eröffnung der Retrospektive kein gutes Haar gelassen und sie in der Luft zerrissen, und das obwohl die beiden ein Stück queere Kunstgeschichte mitgeschrieben haben. Trotz glatterer Kunst sind die beiden für die Medien also immer noch die unliebsamen und unbeugsamen geblieben.Die Retrospektive zu Gilbert & George kann in der Londoner Tate Modern bis zum 7. Mai 2007 besucht werden.

Linktipp: www.tate.org.uk