14 November 2006
Sicherheitsrisiko CSD in Jerusalem wurde abgesagt!
Wie die "Jerusalem Post" berichtet wurde der für Freitag geplante CSD nun doch wieder wegen des zu hohen Sicherheitsrisikos abgesagt.
Trotzdem sollen Schwule und Lesben ihren Kampf für Gleichberechtigung in einer nicht öffentlichen Demonstration zeigen können, allerdings nur in einem Stadion der Universität in Jerusalem. Noch heute vor dem Bekannt werden der Absage haben religiöse Gegner der Parade eine Gegendemonstration durchgeführt: sie schritten die zuvor geplante Route des CSD mit Kühen, Eseln und Ziegen ab und trugen dabei Transparente auf denen u.a. "Genug Schmutz!" zu lesen war.
Dass das Sicherheitsrisiko für diese Parade ein hohes war, bestätigt sich in den rund 80 Terrorwarnungen, die bei den Behörden eingingen.
Ultraorthodoxe Juden, die sogenannten Charedim, suchen seit Tagen mit Demonstrationen eine Absage der Parade zu erzwingen. Selbst an den Papst in Rom und den Mufti in Jerusalem richteten sich Appelle, die Stadt vor einem Schicksal nach Art von Sodom und Gomorrha zu bewahren. Rabbiner hatten über die Teilnehmer der Parade einen “Todesfluch” verhängt. In einigen Gassen des ultraorthodoxen Viertels Mea Schearim wurde bereits nächtelang randaliert, um die Polizei zur Absage der Schwulen-Demo zu nötigen. Es gab Drohungen, die Jerusalem Pride Parade mit Molotow-Cocktails und Ähnlichem aufzumischen. In orthodoxen Stadtteilen sind nach Berichten der “Jerusalem Post” Flugblätter aufgetaucht, in denen hohe Summen für den Tod eines “Sodomiters” geboten werden. Bei den Protesten gegen die Parade wurden Flugblätter ausgestreut, auf denen es hieß: “Sodomiter nach Sodom!”. Ernst zu nehmen waren die Terrorgefahr durchaus; bei der gleichen Veranstaltung stach im Vorjahr ein Ultraorthodoxer mit einem Messer auf mehrere Teilnehmer ein.
"Jerusalem Pride - Love without Borders" (Jerusalems Stolz - Liebe ohne Grenzen) heißt das Motto, unter dem Schwule, Lesben, Transsexuelle und Sympathisanten seit 2002 einmal jährlich mit ihrer CSD-Parade durch die Straßen ziehen.
2.000 Menschen haben nach Polizeiangaben in Jerusalem an einer Versammlung, die statt des CSD im Stadion auf dem Gelände der Hebräischen Universität in Givat Ram stattfand, teilgenommen. Die Veranstalter sprechen von 10.000 Teilnehmern.
Die Kundgebung vergangenen Freitag fand als Ersatz für die geplante Parade durch die israelische Hauptstadt statt, die aus Sicherheitsgründen abgesagt worden war. Die Knesset-Abgeordnete Sehava Gal-On von der linksgerichteten Meretz-Partei sagte in einer Ansprache: "Wir haben diesen Kampf gewonnen; wir werden 2007 und 2008 marschieren." Wie die Tageszeitung "Ha´aretz" berichtet, beglückwünschte Gal-On die Verantwortlichen zu der Kundgebung. Sie lobte ihre "Weisheit und den Mut und die Weise, in der der Kampf um Gleichheit, Redefreiheit und Demokratie geführt wurde".
Einige Homosexuellen-Vertreter wollten trotz des Sicherheitsrisikos spontan eine Parade in Jerusalem abhalten. Dabei wurden etwa 30 Aktivisten festgenommen. Sie wollten gegen die Entscheidung protestieren, die Parade in das Stadion zu verlegen.
Insgesamt waren 3.000 Polizisten im Einsatz, um die Versammlung zu sichern. Für den Schutz der ursprünglich geplanten Parade wären 12.000 Polizisten eingesetzt worden.